Das Beste aus zwei (Musik-)Welten
Johannes Motschmann Trio
Donnerstag, 2. März 2023 | 19:30 Uhr | Elbphilharmonie, Kleiner SaalProgramm
Johannes Motschmann
Dissolve
Vox Coelestis
Flux
Rupture
Acuta
Echoes and Drones
Grimsey
Echoes and Drones
Unda maris
Nocturnal
Lifestream
Overlap
Echo
Papillon
Prelude 2
Interoception
Electric Fields
Uncanny Valley
Waves at Boundaries
Method Acting
Rotor
Musik ohne Grenzen
Das Beste aus zwei (Musik-)Welten. Floskel hin, Floskel her – bei Johannes Motschmann kommt man tatsächlich nicht drum herum. Man kann sich mit ihm über die mikrotonalen Strukturen bei Georg Friedrich Haase unterhalten oder wieso Beethoven ein so großer Fan von Luigi Cherubini war. Oder man fragt ihn nach seinem Lieblingstrack auf The Downward Spiral von Nine Inch Nails oder was der Ausstieg von Chris Karloff 2006 für Kasabian bedeutete.
Die Unterteilung zwischen E- und U-Musik hat für Johannes Motschmann keine Bedeutung – sie interessiert ihn einfach nicht. Er wuchs allerdings in einem deutlich von klassischer Musik geprägtem Haushalt auf. Sein Vater spielte als Pfarrer Klavier und Orgel, der Sohn dann auch noch zusätzlich Posaune und Gitarre. Aber damit kann man auch sehr gut in einer Band spielen, also gründete Johannes Motschmann selbst eine. Später studierte er Komposition, Klavier, Elektronische Musik und Musiktheorie in Dresden, Karlsruhe und Berlin.
Was Johannes Motschmann heute auch weiß: Er kann nicht einen Teil seiner musikalischen Persönlichkeit ausschalten, vernachlässigen und nur den einen bedienen. Seine Werke für Orchester, Kammerensembles oder Klavier, die kurz nach dem Studium entstanden, haben eigentlich alle einen richtigen Beat, etwas Treibendes. Kennt man ja sonst vor allem aus der elektronischen Tanzmusik. „Das ist nicht etwas, was ich da drin haben will – ich kann nicht anders“, erzählt Johannes Motschmann.
Electric Fields
2016 erschien Electric Fields. Ein echter Durchbruch in der Karriere von Johannes Motschmann und gleichzeitig das Debüt des im selben Jahr gegründeten Trios zusammen mit Boris Bolles und David Panzl. Auch das lief sehr organisch ab. Johannes Motschmann hatte die Ideen und Titel – die hat er immer zuerst. Sein Freund und Ex-Kommilitone Boris ist der Studio-Pro und weiß genau, wie das produziert werden muss. Und David Panzl kam dazu, als Johannes Motschmann die Drums schon elektrisch eingespielt hatte und jemanden suchte, der das überhaupt live spielen konnte.
„Ich wollte elektronische Musik haben, die ich mit meinem Trio spielen kann, ohne Stimmen zu loopen und zu sampeln. Wenn ich das Gefühl habe, dass wir daraus eine zufriedenstellende Live-Version erstellen können, fahre ich mit den Details fort. Ich mixe mit Boris zusammen und das ist genau der Moment, in dem sich alles zu ändern beginnt. Ich komponiere neue Stücke zum bestehenden Material und wir diskutieren immer wieder über unsere Tracks – manchmal vielleicht zu lange, aber am Ende erreichen wir mit dem Sounddesign eine neue Ebene, und das ist eine Art Inspirationsquelle für neue Stücke. Eine Art Dauerschleifen-Workflow...“
AION
Kurz nachdem Electric Fields erschienen war, wurde Johannes Motschmann Stipendiat im Experimentalstudio des SWR. Ein großer Traum wurde damit wahr, denn er wollte schon lange darüber forschen, inwiefern künstliche Intelligenz in Kompositionsprozesse integriert werden kann. Zusammen mit dem Musikinformatiker Thomas Hummel startete er das Projekt AION. Der Name eine Transliteration des griechischen αιών für Ewigkeit, das Projekt ein Versuch herauszufinden, wie Johannes Motschmann eigentlich komponiert.
Also wieder eine Art Dauerschleifen-Workflow. Denn alles, was AION zusammen mit zum Beispiel dem Ensemble Modern und Johannes Motschmann auf der Bühne komponiert, kann wieder für neue kreative Prozesse genutzt werden. Langweilig wird das nie. Ist ja auch das Beste aus zwei Welten.
Reingehört
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Unkonventionell und unberechenbar
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