Hintergründe

Die Sopranistin Golda Schultz – kurz vorgestellt

Eine Prise herrliches Chaos

Golda Schultz © Vittorio Greco
© Vittorio Greco

Als Künstlerin, so verriet Sopranistin Golda Schultz im Interview mit BR-Klassik, habe sie Freude daran, sich einzumischen in die Gesellschaft und ein bisschen Chaos zu verursachen – aber schönes Chaos. Mit ihrem wachen, neugierigen, hinterfragenden Blick auf die Welt hätte die Sängerin fraglos auch in ihrem ursprünglichen Berufsweg, dem Journalismus, viel bewegen können. Aber zum Glück für die Opernwelt haben die Liebe ihrer Mutter fürs Geschichtenerzählen und die leidenschaftliche Musikbegeisterung ihres Mathematiker-Vaters Golda Schultz zur Operninterpretin prädestiniert. Bayerische Staatsoper, Glyndebourne Festival, Mailänder Scala, Metropolitan Opera, Salzburger Festspiele: Egal, von welcher der renommiertesten Bühnen des Erdballs die große, warm glühende und wandlungsfähige Stimme von Golda Schultz erklingt – sie begeistert. Dass Musik, ganz ähnlich wie Mathematik, eine „universelle Sprache“ sei, ist für Golda Schultz kein leeres Wort. Sie erlebte es während ihrer Kindheit im noch von der Apartheid gezeichneten Südafrika; und sie spürte es persönlich beim Anhören der Aufnahmen ihres frühen Idols Kiri Te Kanawa, die das Innenleben ihrer Figuren musikalisch mitteilen konnte, obwohl Golda die Texte noch nicht verstand.

Sie zeigen, wie der Mensch ein Trauma bewältigt und wie Trauer und Schmerz überwunden werden können.
Golda Schultz

Spätestens seit ihrem Met-Debüt als Pamina 2017 ist Golda Schultz als Mozart-Interpretin heiß begehrt; 2024 erschien ein Album mit dem sprechenden Namen Mozart, you drive me crazy! Denn Mozart ist und bleibt ein Prüfstein für alle Sänger:innen mit seinen überirdisch schönen Tonketten, die nur scheinbar leicht sind und viel harte Arbeit verlangen, um so elegant daherzukommen. Für Schultz erzählt Mozarts Paradoxie auch etwas über den Drahtseilakt, den so viele Frauen kennen: herkulische Anstrengungen und Tiefe des Gefühls in mühelose Schönheit kleiden zu müssen. Nicht nur dies macht Mozarts Frauenfiguren so spannend. „Jede einzelne dieser Frauen entwickelt sich ständig weiter. Sie zeigen, wie der Mensch ein Trauma bewältigt und wie Trauer und Schmerz überwunden werden können“, so die Sängerin. In einem Interview räumte Golda Schultz sogar ein, sie hätte Wolfgang Amadeus Mozart als Heiratskandidaten erwogen. Zu welchen Höhenflügen sie einander wohl inspiriert, welches Chaos sie gestiftet hätten! Und welch ein Traumpaar sie auch heute sind, selbst ohne Trauschein. ◀