Hintergründe

Very British!

2025/26 wird es „very british“ bei ProArte. Gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise.

Die ProArte-Saison 2025/26 wartet mit einem breit gefächerten Repertoire auf, in dem unter anderem eine Reihe bedeutender britischer Komponisten im Fokus steht, namentlich Henry Purcell, Edward Elgar, William Walton, Benjamin Britten – und mit Georg Friedrich Händel ein Deutscher, der über viele Jahre in England wirkte.

„The quintessential British composer“

Der Name Edward Elgar ist – neben Henry Purcell – oft der erste, der Menschen einfällt, wenn es darum geht, einen britischen Komponisten zu nennen: Edward Elgar gilt als „the quintessential British composer“, dessen OEuvre verhältnismäßig häufig auf den Spielplänen steht.

 

Nun werden in dieser Spielzeit zwar nicht die populären Enigma Variations erklingen, doch mit der durch einen Italien-Urlaub inspirierten sinfonischen Dichtung In the South (Alassio) und der ersten Sinfonie bewegt sich das London Philharmonic Orchestra auf ebenso interessantem – und entdeckenswürdigem – Terrain im Schaffen des berühmten Tonsetzers. Immerhin markierte die Uraufführung der ersten Sinfonie im Jahr 1907 Elgars internationalen Durchbruch als Komponist: Uraufführungsdirigent Hans Richter betrachtete sie als „die größte Sinfonie unserer Zeit“, das Publikum bejubelte den Komponisten bereits nach dem langsamen dritten Satz frenetisch, die Presse überschlug sich vor Begeisterung.

 

Eine vergleichbare Begeisterung wollte sich bei der Uraufführung des Cellokonzerts zwölf Jahre später nicht einstellen. Die schlecht geprobte Darbietung verdarb den ersten Eindruck so nachhaltig, dass das Werk erst ein knappes halbes Jahrhundert später zu Ehren kam: Die damals 20-jährige Jacqueline du Pré spielte das Konzert 1965 mit dem London Symphony Orchestra ein – und katapultierte es damit über Nacht auf die Hitliste der beliebtesten Cellokonzerte.

Nicht nur ein Filmkomponist

Während sich die Tschechische Philharmonie und das London Philharmonic Orchestra bei ihren ProArte-Konzerten dem Werk Edward Elgars widmen, setzt das City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO) mit Chefdirigent Kazuki Yamada gleich zwei Werke von William Walton aufs Programm. Dessen Musik wird hierzulande leider längst nicht so häufig gespielt, wie sie es verdient hätte. Allenfalls Fans der Shakespeare-Verfilmungen mit Laurence Olivier ist Waltons Musik – bewusst oder unbewusst – ein Begriff. Dabei war er auch Opernkomponist, Sinfoniker und vieles mehr.

 

Den feierlichen Marsch Orb and Sceptre komponierte er anlässlich der Krönung Königin Elizabeths II. am 2. Juni 1953. Reichsapfel und Zepter gehören zu den Krönungsinsignien und sind somit wesentliche Bestandteile eines Rituals, in dem natürlich auch Musik nicht fehlen darf. William Walton gelang ein kurzes Werk, das mit dem nötigen Pomp aufwartet, ohne ins Kitschige abzugleiten. 

 

Im weiteren Verlauf des Konzerts hören Sie einen Geniestreich Waltons, seine erste Sinfonie. 1935 in London höchst erfolgreich uraufgeführt, wurde sie gut ein halbes Jahrhundert später vom CBSO auf CD eingespielt, und zwar unter keinem Geringeren als Sir Simon Rattle. Dieser war fast zwei Jahrzehnte lang Chefdirigent des Orchesters – das sich somit schon seit längerer Zeit auf seine Walton-Tradition berufen kann.

Trost in dunkler Zeit

Ich habe mich vollkommen in dieses außergewöhnliche Stück verliebt [...]
Janine Jansen

Eine eindeutige Britten-Tradition wiederum kann man sowohl der Geigerin Janine Jansen als auch dem London Symphony Orchestra unterstellen: Nachdem die Künstlerin und der Klangkörper Benjamin Brittens Violinkonzert bereits 2009 in einer Referenzaufnahme eingespielt haben, bringen sie es nun mit zu ihrem Konzert in der Elbphilharmonie. Der niederländischen Geigerin ist es ein persönliches Anliegen, das herbschöne Meisterwerk bekannter zu machen: „Ich habe mich vollkommen in dieses außergewöhnliche Stück verliebt und versuche, es aufs Programm zu setzen, wo und wann immer es mir möglich ist.“ Britten vollendete das Werk Ende September 1939, kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Der überzeugte Pazifist war damals bereits auf der anderen Seite des Atlantiks, um einer aktiven Kriegsteilnahme zu entgehen, das Violinkonzert diente ihm als Trost in dunkler Zeit: „Menschen müssen an etwas anderes denken als sich gegenseitig in die Luft zu jagen“, schrieb er diesbezüglich einem Freund. Zugleich besann er sich in der Komposition auf seine kulturellen Wurzeln, die eindeutig in Europa lagen: Der letzte Satz des Konzerts nimmt bewusst Bezug auf die barocke Form der Passacaglia.

Brillant und vielseitig

Und mit diesem Stichwort ist der Moment gekommen für eine Reise zurück in die Barockzeit, zu einem Komponisten, der streng genommen kein Brite war, aber in England seine größten Erfolge feiern konnte: 1710 reiste Georg Friedrich Händel zunächst für ein Jahr nach London. Daraus wurden viele weitere Jahre, denn Händels Musik kam auf der Insel unglaublich gut an. Zunächst reüssierte er als brillanter Opernkomponist; als die Begeisterung für dieses Genre nachließ, erschloss er sich ab den 1730er-Jahren ein neues Betätigungsfeld: das der Oratorien, unter denen das bekannteste heute der in Irland uraufgeführte Messiah ist. Doch auch Werke wie Solomon festigten den Erfolg der neuen Gattung. Der berühmteste Auszug aus diesem Werk ist übrigens ein Einzug, nämlich jener der Königin von Saba.

 

Neben seiner Komponistentätigkeit pflegte Händel zudem ein weiteres berufliches Standbein: Er war ein landauf, landab gefeierter Orgelvirtuose. Oft reicherte er die Aufführungen seiner Oratorien mit Orgelkonzerten an, in denen er seine stupende Kunst demonstrierte. Diese Orgelkonzerte finden sich bis heute auf internationalen Konzertprogrammen – in der Originalfassung oder in Bearbeitungen: beispielsweise für Harfe im Konzert von Xavier de Maistre, der als Meister seines Instruments Händel sicher alle Ehre machen wird. 

 

Wie Sie sehen, wird es „very British“ bei ProArte. Gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise. Wir freuen uns auf Sie! ◀