Ein Hoch auf Haydn
Haydns Sinfonien bei ProArte Hamburg

Viel zu selten kommen wir bei ProArte in den Genuss der Sinfonien von Joseph Haydn. Dabei ist sein Werkkosmos mit sage und schreibe über 100 Sinfonien ein unglaublicher musikalischer Schatz, den es zu erkunden lohnt! In dieser Saison dürfen wir uns immerhin auf fünf Konzerte mit Haydn’scher Sinfonienbeteiligung freuen.
Philosophieren mit und über Joseph Haydn
Haydns Sinfonie Nr. 22 beginnt mit einem langsamen Satz – wie ungewöhnlich! Und dann dieser Einstieg: Beinahe zu simpel präsentieren die Hörner einen gebrochenen Dreiklang über einer getupften Streicherbegleitung. Hören wir hier Haydn beim Grübeln zu? In diesem nachdenklichen ersten Satz, der dem Werk den Beinamen Der Philosoph eingebracht hat, kommt Haydn offenbar eine Idee, denn ein schwungvolles Presto beendet das Grübeln, ein Menuett fordert zum Tanzen auf und die Sinfonie endet mit einem Finale furioso – ganz so, wie wir es von Haydn kennen.
- Montag, 17. November 2025 | 20:00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer SaalGewandhausorchester
Andris Nelsons | Seong-Jin Cho
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Musikalische Frage an das Leben
Ganz und gar nicht Haydn-typisch ist hingegen seine Sinfonie Nr. 45 in f-Moll mit dem Beinamen La passione. Glaubt man der Tonartencharakteristik, ist f-Moll die traurigste, schwermütigste und verzweifeltste aller Tonarten, die, „wenn der Componist ein Stück darnach einzurichten weis, eine wütende Gemüthsbewegung […] desto lebhafter“ ausdrückt. Man darf vermuten, dass Haydn beim Komponieren genau von diesen „Gemüthsbewegungen“ geplagt wurde, da er kurz zuvor bei einem Brand nicht nur sein Haus, sondern auch ein geliebtes Familienmitglied verloren hatte. Nicht verwunderlich also, dass La passione mit einem Lamento beginnt und Wut, Trauer, Verzweiflung auch in den anderen Sätzen spürbar sind.
- Dienstag, 20. Januar 2026 | 20:00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer SaalWiener Philharmoniker
Daniel Harding
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- Montag, 09. Februar 2026 | 20:00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer SaalDaniel Hope
Zürcher Kammerorchester
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Zürcher Kammerorchester
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Der Wink mit dem Taktstock
Beginnen Der Philosoph und La passione zurückhaltend, wird man vom Anfang der Abschiedssinfonie auf jeden Fall überrascht: Wütend stürzt sich das Orchester in die Musik. Und wenn man der Legende glauben darf, dürfte das der Stimmung der Orchestermusiker durchaus entsprochen haben. Haydn komponierte dieses Werk in den Sommermonaten des Jahres 1772, die er in der Sommerresidenz des Fürsten Nikolaus von Esterházy verbrachte. Dem Fürsten fiel der Abschied in diesem Jahr besonders schwer. Die Folge: Der gesamte Hofstaat musste länger bleiben, das Heimweh der Orchestermusiker wurde immer größer. In seiner Sinfonie nimmt Haydn diese Stimmungen auf: Wut im ersten Satz, Sehnsucht im Zweiten und deutlich hörbare Dissonanzen im scheinbar leichtfüßigen Tanz des dritten Satzes. Die zunächst unterschwellige Kritik am Fürsten zeigt Hadyn im Finale schließlich ganz offen. Nach dem anfänglichen Presto erklingt unerwartet ein neues Thema. Und dann passiert das Unglaubliche: Der erste Oboist steht auf und verlässt die Bühne. Mitten im Stück. Die weiteren Orchestermusiker schließen sich an, bis nur noch zwei Geigen übrig sind, die sich kurz gedämpft umspielen, dann verstummen und ebenfalls den Saal verlassen. „Mein lieber Haydn! Ich habe verstanden. … Gut denn! Morgen packen wir ein …“ ◀
- Montag, 11. Mai 2026 | 20:00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer SaalKhatia Buniatishvili
Academy of St Martin in the Fields
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